
Das Leben eines Menschen besteht aus einer gewissen Anzahl an Atemzügen. Wenn wir die Anzahl der Atemzüger verlangsamen, können wir somit unsere Lebenszeit verlängern.
(Hatha Yoga Pradipika)
Was ist Pranayama?
Pranayama ist die bewusste Lenkung des Atems (Patanjali).
Im Yoga ist der Atem der Träger von Prana. Prana bedeutet soviel wie Lebenskraft, Ayama, Ausdehnung, Kontrolle. Es geht also darum die Lebensenergie zu steuern und zu unserem Wohle zu lenken. Prana versorgt den Körper mit feinstofflicher Energie und ist am deutlichsten über den Atem erfahrbar.
Pranayama ist die vierte Stufe auf Patanjalis achtgliedrigem Pfad. Wie eine Brücke verbindet es das Grobstoffliche mit dem Feinstofflichen. Die ersten drei Stufen Yama, die ethischen Gebote, Nyama, die persönlichen Regeln und Asana, die Körperübungen stabilisieren Körper, Geist und Emotionen und ebnen den Weg für Pranayama und Meditation.
Warum ist der Atem so wichtig?
Die Atmung ist die einzige Körperfunktion die sowohl willentlich gesteuert werden kann als auch nicht willentlich geschieht. Atmung ist ein lebenswichtiger Vorgang bei dem über die Lunge Sauerstoff aufgenommen und über das Blut in alle Körperzellen transportiert wird. Dadurch gewinnt der Körper Energie. Sauerstoff wird von den Zellen für Stoffwechselvorgänge benötigt. Das dabei entstehende Abfallprodukt Kohlendioxid wird über das Blut in die Lunge transportiert und von dort wieder ausgeschieden.
Je tiefer und vollständiger wir atmen, desto mehr Sauerstoff kann unser Körper aufnehmen, was sich wiederum auf unseren Energiehaushalt positiv auswirkt. Wie wir atmen hat sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen und lässt Rückschlüsse auf unseren Gesundheitszustand zu. Stress, Unbewältigtes, Konflikte, Anspannung, eine ungesunde Körperhaltung, Bewegungsmangel und schädliche Lebensgewohnheiten haben negativen Einfluss auf unsere Atmung. Dadurch atmen viele Menschen oft nur flach, zu schnell oder invers. Die inverse Atmung ist eine Atemstörung bei der sich die Bauchdecke beim Einatmen nach innen zieht und beim Ausatmen nach außen wölbt. Die Folge einer gestörten Atmung ist, dass der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und Prana, Lebensenergie, stagniert. Dadurch fühlt man sich schneller müde, unausgeglichen und erschöpft.

Brust oder Bauchatmung? Wie wir atmen sagt viel über unseren körperlichen und psychischen Zustand aus
Obwohl atmen ein vollkommen natürlicher und zumeist unbewusster Vorgang ist kann es aufgrund multipler Faktoren dazu kommen, dass wir uns ungesunde Atemmuster angewöhnt haben. Oft ist man sich dessen nicht bewusst.
Die heute weit verbreitete Brustatmung führt zu einer abgeflachten und dadurch schnelleren Atmung. Diese aktiviert den Kampf- und Fluchtmodus in uns, da sich durch die geringere Sauerstoffaufnahme der Muskeltonus erhöht, was zu Verspannungen führen kann. Darüber hinaus werden die Zellen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was sich wiederum negativ auf die Arbeit unserer Organe und unser Gehirn auswirkt. Schnellerer Leistungsabfall und Erschöpfung sind die Folge.
Als natürlichste Atmung gilt die Bauchatmung, da sie auch die maximale Belüftung der Lunge ermöglicht. Durch die tiefere Atmung wird mehr Sauerstoff vom Körper aufgenommen, die Durchblutung wird verbessert, Stoffwechsel und die inneren Organe werden angeregt. Die Muskeln können sich besser entspannen, Energielevel und Konzentration steigen.
Atmen ist so selbstverständlich das man nicht weiter darüber nachdenkt. Und doch lohnt sich ein Blick auf das eigene Atemverhalten zu werfen und Zeit und Aufmerksamkeit in ein gesundes Atemverhalten zu investieren.